Ich hatte ihr schon viele Dinge geschenkt. Blumen. Bücher. Fotos. Dinge, über die sie sich gefreut hat – natürlich.
Aber diesmal war es anders. Ich weiß nicht, warum ich gerade an diesem Tag etwas mitbringen wollte. Es gab keinen Anlass. Kein Jubiläum. Einfach nur das Gefühl: Jetzt ist der richtige Moment.
Sie saß am Esstisch, wir tranken Kaffee, der Kleine schlief im Nebenzimmer. Ich legte das kleine, eingepackte Geschenk einfach vor sie hin. „Nur etwas Kleines“, sagte ich.
Sie lachte leise, wie sie es immer tut, wenn sie etwas nicht erwartet. Und dann öffnete sie es.
Zuerst sagte sie gar nichts.
Ihre Finger streichelten langsam über die Oberfläche. Ihre Augen lasen Wort für Wort, Zeile für Zeile. Und dann geschah etwas, das ich nie vergessen werde:
Sie hielt inne. Schaute mich an. Und sagte nichts.
Tränen liefen ihr über die Wangen, still. Keine dramatische Geste, kein „Oh mein Gott“. Nur dieses ehrliche, wortlose Ergriffen-Sein.
Ich glaube, in diesem Moment war sie nicht nur meine Mutter.
Sie war eine Frau, die auf einmal gespürt hat, wie sehr sie gesehen wird.
Ich dachte, es wäre einfach nur ein nettes Mitbringsel.
Aber was ich ihr da gegeben habe, war mehr als ein Gegenstand. Es war eine Erinnerung. Ein Gefühl. Ein Satz, den sie nie vergessen wird.